MY STORY… oder „Wie alles begann…“

Am 04. September 2013 wurde mir vom Zulassungsausschuss Unterfranken eine halbe Zulassung im Landkreis Würzburg und eine halbe Zulassung in Würzburg Stadt zugesprochen. Ich hatte mich auf beide beworben und war fest davon ausgegangen, dass ich maximal eine halbe Zulassung erhalten würde. Dies bedeutete dann allerdings 2 Praxen an 2 Standorten zu eröffnen und da ich privat noch nicht wusste, ob mir das Landleben auf Dauer gefällt, hab ich zum 1. Januar 14, eine Praxis in Würzburg und eine in Güntersleben eröffnet.

Erschwerend kam hinzu, dass zum Zeitpunkt der Zulassung meine erste Tochter noch nicht einmal 4 Wochen alt war und sie außerdem 4 Wochen zu früh auf die Welt gekommen war. Somit war klar, dass ich den gesetzlich erteilten vollen Versorgungsauftrag nicht alleine erfüllen kann. So kam es, dass von Beginn an zwei Sicherstellungsassistentinnen (Grüße an dieser Stelle an Merete Huber und Susanne Müller) und ich gemeinsam in den Praxen arbeiteten. Wie sehr hätte ich mir damals gewünscht, auch einfach im Angestelltenverhältnis zu arbeiten – statt völlig auf mich allein gestellt – mühsam den gesamten Praxisbetrieb aufzubauen, mich mit allen Vorschriften und Verpflichtungen vertraut zu machen und von Null zu beginnen. Dies machte ich in der Zeit, in der mein Baby schlief und wenn es nicht schlief, kümmerte ich mich um es. Gottseidank hat Merle viel geschlafen, während ich gefühlt jahrelang nur 3-4h geschlafen habe, damit ich alles unter einen Hut bekomme.

Schön dabei war, dass die ambulante Arbeit eine sehr sinnstiftende Arbeit von hoher Wertschöpfung ist und die Praxen gut angenommen wurden. Auch erhielt ich immer wieder Initiativbewerbungen von stellensuchenden Frauen. Häufig von Müttern oder von Frauen, die nach der langen Ausbildungszeit, ihre Approbation erhalten haben und gerne mit Patienten* ambulant arbeiten würden, was wiederum in Kliniken, welche eine Hauptarbeitgeber darstellen, nicht möglich war. Gleichzeitig war eine eigene Selbstständigkeit für diese Bewerberinnen zu diesem Zeitpunkt aus verschiedenen Gründen (z.B. Hauptverantwortung für die Kindererziehung ohne familiäre Möglichkeiten der Betreuung, hohe Investitionskosten bei eigener Niederlassung, ambulantes Arbeiten erstmal ausprobieren wollen, gesundheitliche Schwierigkeiten etc.) noch nicht gewünscht oder möglich.

So kam es, dass zum Einen meine bereits bei mir arbeitenden Kolleginnen die Vorteile des ambulanten Arbeitens in der Sicherheit eines Anstellungsverhältnisses schätzen lernten und auch über die Zeit der Sicherstellung hinaus weiterhin in der Praxis arbeiten wollten (Anmerkung: Die KV gewährt diese Form der Anstellung nur für 3 J. pro Kind). 

Zum Anderen hatte ich den Anspruch, aktiv Stellen zu schaffen, für alle diejenigen, die sich – wie ich damals – eine Anstellung im ambulanten Bereich wünschen. Beides ist allerdings nur möglich, wenn man sich um weitere Zulassungen für die Kollegen bewirbt.

Zudem möchte ich an dieser Stelle anführen, dass das KV-System hier wenig arbeitnehmerfreundlich ist. Endet die Sicherstellungsgenehmigung und hat man bis dahin keine weitere Zulassung für eine Anstellungsgenehmigung erhalten, muss man seinen Kollegen entlassen. 

Mein oberstes Ziel in all den Jahren war stets, der Kollegin eine Weiterbeschäftigung über ein unbefristetes Anstellungsverhältnis zu ermöglichen oder sie eben in die eigene Selbstständigkeit zu begleiten. Beides konnte ich bisher immer realisieren.
So ergab es sich, dass im Laufe der Jahre das Team etwas größer wurde und ich heute mit dem MVZ genau das biete, was ich mir damals so gewünscht hatte: 

Die Möglichkeit für approbierte Therapeuten ambulant im Anstellungsverhältnis arbeiten zu können, dabei erfahrene Anleitung zu bekommen und auszuprobieren, ob und in welcher Form das ambulante Arbeiten der eigenen Persönlichkeit entspricht.

Ihre

*Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir zufällig verteilt die weibliche oder männliche Schreibweise, angesprochen sind immer alle Geschlechtsidentitäten!